Der Umzug von AsybewerberInnen in normale Wohnungen läuft – UmzugsbegleiterInnen gesucht

Am Dienstag fand im Theater TIG7 bei vollem Haus eine erneute Aufführung des Stückes “Asyl oder Die Mauern Europas“ statt, in Kooperation mit der Save-me-Kampagne Mannheim und dem Verein KulturQuer/QuerKultur. Es handelt sich hierbei um eine außerordentlich eindrückliche Kollage aus authentischen Berichten und Reflexionen, die bei den Dramen der Bootsflüchtlinge von Lanzerote beginnen und mit einem Bericht aus dem Asylbewerberwohnheim in der Industriestraße in Mannheim enden. Unterbrochen wurden die Texte von aufwühlender Percussionmusik (Joss Turnbull von der OMM; Texte vorgetragen von Peter Pearce vom Nationaltheater, Einhart Klucke vom TiG7, und der Schauspielerin Bettina Franke).

Anschließend fand eine Diskussionsrunde statt, an der als städtische Vertreter der Leiter des Mannheimer Sozialamts und Beauftragter des OB für die Asylbewerberunterkunft Industriestraße, Hermann Genz, der Leiter des Fachbereichs Internationales, Integration und Protokoll, David Linse sowie die StadträtInnen Marianne Bade (SPD), Raymond Fojkar (Grüne) und Thomas Trüper (Linke) teilnahmen.

Genz berichtete, dass inzwischen 120 Familien aus der Industriestraße in Wohnungen umgezogen seien und 10 weitere demnächst folgen. Das sei bis auf ein paar inzwischen erledigte Diskussionen in der Hochstätt, wo vier Familien untergebracht wurden, geräuschlos erfolgt. Ausgesprochen problematisch sei jedoch die Situation bei alleinstehenden Männern, da für Single-Haushalte das Mannheimer Wohnungsangebot viel zu gering sei. Er bestätigte den Hinweis von Trüper, dass hier ein Defizit der Wohnungspolitik aufgearbeitet werden müsse. Alle drei StadträtInnen begrüßten den Vorschlag, 200 Personen vorübergehend in Benjamin Franklin Village unterzubringen. Genz bestätigte, dass der Mietvertrag für den Komplex in der Industrie-/ Pyramidenstraße von der Stadt zum 31.12.2015 noch im alten Jahr fristgerecht gekündigt wurde. Das Land benutzt das Gebäude bereits jetzt zunehmend als Erstunterbringung von Asylbewerbern zur Entlastung für die vollkommen überfüllte Einrichtung in Karlsruhe (Maximale Aufenthaltszeit sechs Wochen). Genz wies darauf hin, dass der Wohnungsmarkt auch durch Anwesenheit von schätzungsweise 12.000 Personen aus Rumänien und Bulgarien herausgefordert sei.

Die ebenfalls anwesende auf dem Gebiet des Asylrechts tätige Rechtsanwältin Anne Feßenbecker berichtete über die neue Europäische Rechtslage, dass Abschiebe-Haftanstalten nicht in Anstalten des Strafvollzug untergebracht sein dürften. Das sei aber genau im Landesgefängnis Mannheim der Fall. Das Abschiebegefängnis müsse deswegen geräumt werden. Es seien aber immer noch Häftlinge dort, wenn auch keine neuen mehr hinzukämen. David Linse referierte über Änderungen im EU-Recht bezüglich der Grenzorganisation Frontex und der Pflichten von Kapitänen unter europäischen Flaggen, die ein paar Entschärfungen bisheriger Praktiken gegenüber Flüchtlingen verlangten. Allerdings seien die wirklichen Auswirkungen eher zweifelhalft, warf die Moderatorin des Abends, Anne Dell ein.

UmzugsbegleiterInnen

Die Save-me Kampagne appellierte, es mögen sich Menschen finden, die Asylbewerbern beim Auszug aus dem Heim in der Industriestraße behilflich sind. Dies sei eine Phase von ca. sechs Wochen, in der es sehr viel „Ämterkram“ zu erledigen gilt und in denen die Familien viel Beratung und Tips benötigen, um sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. Man kann sich die Aufgaben auch mit einer zweiten Person teilen.

Interessierte mögen sich bei Gisela Kerntke von save-me melden: gisela.kerntke@freenet.de.

Stadtrat Thomas Trüper