Neue Straßennamen in Rheinau-Süd - Online abstimmen

Bezirksbeirat die Linke Rheinau

Wir möchten euch hiermit dazu aufrufen, an der Abstimmung über die neuen Namen für die vier bisher nach Kolonialverbrechern benannten Straßen in Mannheim-Rheinau-Süd teilzunehmen. Diese Abstimmung ist ein wichtiger Schritt hin zu einem respektvollen und vielfältigen Stadtbild, das die Menschen aus der ganzen Welt, die in Mannheim leben, angemessen repräsentiert.

Tipps zum Prozedere der Abstimmung: kolonialgeschichtema.com/2024/03/04/tipps-zur-abstimmung/

Der AK Kolonialgeschichte hat sich dafür eingesetzt, dass die Straßen umbenannt werden, um ein klares Signal gegen Rassismus zu setzen und Personen zu ehren, die sich für Frauenrechte, Umwelt- und Klimaschutz sowie für globale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Die Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt und die Empfehlungen des historischen Gutachtens der Stadt Mannheim unterstützen diesen Schritt.

Die Abstimmung findet vom 4. März bis zum 17. März statt. Ihr könnt online über das Beteiligungsportal der Stadt Mannheim oder postalisch eure Stimme abgeben. Bitte beachtet, dass für eine gültige Teilnahme euer vollständiger Name und eure Adresse angegeben werden müssen, um Mehrfachabstimmungen zu verhindern.

Die Auswahl der neuen Namen erfolgt in einem mehrstufigen Prozess. Aus 235 Namensvorschlägen wurden 18 ausgewählt, die den festgesetzten Kriterien entsprechen. Aus diesen 18 Vorschlägen könnt ihr nun insgesamt vier Favoriten auswählen. Die endgültige Festlegung der Straßennamen obliegt dem Gemeinderat. Nach der Abstimmung wird das Ergebnis zunächst im Bezirksbeirat Rheinau vorgestellt, der eine Empfehlung über die Zuordnung der Namen zu den jeweiligen Straßen und die genaue Schreibweise geben wird.

Wir hoffen auf eine rege Teilnahme und bedanken uns im Voraus für euer Engagement für ein respektvolles und vielfältiges Mannheim.

Der AK Kolonialgeschichte hat eine Empfehlung ausgesprochen:
"Wählt May Ayim, Rudolf Duala Manga Bell, Wangari Maathai und Miriam Makeba!"


May Ayim (1960-1996)
May Ayim war eine deutsche Dichterin, Pädagogin, Wissenschaftlerin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. Sie wuchs streng erzogen bei Adoptiveltern auf und erfuhr seit ihrer Kindheit Rassismus. Als Poetin und Logopädin erkannte May Ayim die Gewalt, die sich in und über Sprache ausdrückt. Als Pädagogin und politische Aktivistin setzte sie sich mit dieser Dimension von Gewalt aktiv auseinander. 1986 war Ayim Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD). Sie entwickelte im Austausch mit anderen schwarzen deutschen Frauen die Selbstbenennung „Afrodeutsch“.

Rudolf Manga Bell (1873-1914)
Das Oberhaupt der Duala in Kamerun wurde von der deutschen Kolonialmacht hingerichtet. Rudolf Manga Bell wird im heutigen Kamerun als Märtyrer des Widerstands gegen die deutsche Gewaltherrschaft verehrt. Das Volk der Duala hatte in der Mündungslagune der Kamerunflüsse seit langem Handel mit Europäern betrieben. Während der deutschen Kolonialherrschaft wurden die Duala gewaltsam aus dem Handel gedrängt und in den Ruin getrieben. Rudolf Manga Bell, der fünf Jahre lang in Deutschland zur Schule gegangen und grundsätzlich zur Zusammenarbeit mit den Deutschen bereit war, setzte sich gegen eine Zwangsumsiedlung und den Entzug der Existenzgrundlagen zur Wehr.

Miriam Makeba (1932 – 2008)
Miriam Makeba, südafrikanische Sängerin und Komponistin, wurde in einem Township bei Johannesburg geboren. In vielsprachigen Songs prangerte sie die Apartheid Südafrikas an, die sie am eigenen Leib erfuhr und wurde als Stimme Afrikas gefeiert. Vor den Vereinten Nationen forderte sie den Boykott Südafrikas, woraufhin sie die Staatsbürgerschaft verlor und in die USA emigrierte. Nach der Heirat mit dem Black-Power-Aktivisten Carmichael wurde sie vom FBI überwacht, verließ die USA und lebte fortan in Guinea. Nach 30 Jahren Exil kehrte sie auf Einladung von Nelson Mandela in ihre Heimat zurück. Makeba wurden viele Ehrungen wie der Grammy Award zuteil.

Wangari Muta Maathai (1940 – 2011)
Die kenianische Biologin erhielt 2004 als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie. Mit dem Preis wurde sie für ihren couragierten Widerstand gegen das frühere kenianische Regime und als Gründerin des seit 1977 aktiven Green Belt Movement geehrt. Die Idee der Grüngürtel – Bewegung resultiert einerseits aus ihrer Erfahrung mit den Folgen der Bodenerosion aufgrund radikaler Abholzung der üppigen kenianischen Wälder seit der Zeit des Kolonialismus und andrerseits aus der Rückbesinnung auf alte kenianische Methoden der Waldnutzung.