30 Jahre rassistische Ausschreitungen auf der Schönau - Kein Vergessen!

Sven Metzmaier

Kreissprecher Sven Metzmaier war damals 13 Jahre alt und wohnte in Schönau und kann sich noch sehr gut an die Ereignisse erinnern....

Am 28.05.2022 jähren sich die rassistischen Ausschreitungen vor der Gendarmeriekaserne (Lilienthalstraße Ecke Sonderburgerstraße), welche 1992 eine Unterkunft für geflüchtete Menschen war, nun das 30. mal.

Es wurden Gerüchte gegen die Geflüchteten gestreut, woraufhin Bürger*innen mit  Falschinformationen rechtsextremem Inhalts aufgehetzt wurden und Neo-Nazis z.T. aus dem ganzen Bundesgebiet anreisten, um ihre menschenverachtende Hetze vor Ort zu verbreiten und Angst bei den Geflüchteten und bei den Anwohner*innen zu verbreiten bzw. zu verstärken.

Die Stadt reagierte, in Person vom damaligen Oberbürgermeister Gerhard Widder (SPD), so peinlich und unmöglich wie es nur ging, indem er in einer Stellungnahme die Rechtsextremen und von den rassistischen Gerüchten aufgehetzten Bürger*innen als "beunruhigte Bürger" bezeichnete (manche Dinge ändern sich wohl nie, obwohl man heute eher von "besorgten Bürgern" spricht). Statt gegen die rechten bis rechtsextremen Randalierer vorzugehen wurden vielmehr Maßnahmen wie die Verstärkung des Pförtnerdienstes gegen sog. "Provokationen und Lärmbelästigung", die angeblich von den Geflüchteten ausgegangen seien angekündigt. Gegen die Hetzer und Angreifer wurde nicht nennenswert vorgegangen.  

Auf der anderen Seite wurden antifaschistische und antirassistische Demonstrationen  auf der Schönau und auch in der Innenstadt verboten. Beim Versuch dennoch eine, ca. eine Woche später, abzuhalten wurde gegen diese von der Polizei vorgegangen und aufgelöst.

Ein klassischer Fall von Einknicken, Versagens und Täter-Opfer-Umkehr seitens der Politik!

Ich selbst war damals 13 Jahre alt und wohnte in der Sonderburgerstraße auf der Schönau, also nur die Straße runter und bekam die mehrtägigen Ausschreitungen sehr nah mit. Mit einem durch die faschistischen Aufmärsche, auf der einen Seite aufgebrachten, auf der anderen Seite wütenden spanischen Großvater und einer Großmutter, die sich um ihren Mann sorgte und auch wütend auf die Neo-Nazi-Aufläufe war, erlebte ich diese Tage der Hetze und Fremdenhasses sehr intensiv, machte mir vor allem Sorgen um meinen Großvater und es machte mir damals als Teenager auch einfach Angst.

Jedesmal wenn es zu rassistischen Ausschreitungen kommt, schießt mir diese Zeit wieder in den Kopf und zweifle an der Lernfähigkeit und Intelligenz der Menschen, die heute noch jedesmal aufs Neue auf diese plumpe, menschenverachtende Hetze und Ideologie hereinfallen.

Doch es bringt nichts, nur zu- oder gar wegzuschauen!
¡No pasarán!
¡Nunca!

Sven Metzmaier
Kreissprecher DIE LINKE Mannheim