Kommentar von Sven Metzmaier zum Transformationskonflikt der gesellschaftlichen Linken

Sven Metzmaier

Sven unser Kreisvorstand beleuchtet und kommentiert den Artikel von LinksBewegt:

"Die gesellschaftliche Linke im Transformationskonflikt: Die Verkehrswende"

www.links-bewegt.de/de/article/549.die-gesellschaftliche-linke-im-transformationskonflikt-die-verkehrswende.html

 

Die Zeit drängt, denn wir stehen an einem Scheideweg!
Auf der einen Seite haben wir die Mammutaufgabe nichts weniger, als die Lebensbedingungen, die uns unser Planet bietet, zu retten und auf der anderen Seite dafür zu sorgen, dass wir dies sozial verträglich und nachhaltig gestalten.
Wenn wir uns unsere Parteienlandschaft anschauen, dann kann einem nur Angst und Bange werden. Die einen kommen mit einem "grünen Kapitalismus" den sich viele nicht leisten können, ja mehr noch bestraft werden und letztendlich nichts bringt, da sich diese die sich den Klimaschutz leisten können zu wenige sind oder ihnen das Klima eh egal ist.

Die anderen reden von Klimaschutz, damit halt was im Programm steht, sagen aber nicht wie. Läuft wahrscheinlich unter "Scholz-Mania" - Dann die, die rein auf Klimaschutz durch Technologie und Freiwilligkeit setzen, was sich auch nur die wenigsten leisten können und auch nix bringt.

Dann gibt es noch jene die ihre Kanzlerin an den Nordpol zum Nachschauen schicken, ob das Eis noch da ist und denken, dass das schon was mit Klimaschutz zu tun haben wird.

Zum Schluss das Letzte. Für die ist Klimaschutz nur "Gedöns" und überhaupt, der Diesel ist viel wichtiger, weil dieser unsere Wirtschaft und Arbeitplätze retten soll. Obwohl dieser bald in vielen Staaten, die bisher große, zahlungskräftige Abnehmer waren, den Diesel, wie auch den Benziner verbieten werden. Was für Vollpfosten!

Was bleibt dann noch außer uns?

Wir sind uns dessen bewusst, dass wir unser Klima nicht weiter belasten dürfen und es da die verschiedensten Bereiche gibt, die Stück für Stück umgebaut werden müssen. Aber auf der anderen Seite den noch vorhandenen, aber immer kleiner werdenden Wohlstand der Menschen in unserem Land nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen ist.

Wir brauchen also, wenn wir uns mal auf den Verkehr konzentrieren, einmal eine Antriebswende und, größer gedacht, eine Mobilitätswende.

Dazu brauchen wir einmal einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und dass dieser billiger und besser wird, sodass er für die Menschen eine echte Alternative wird, sodass diejenigen die bisher zum Autofahren gezwungen werden, freiwillig umsteigen können.

Von einer Verteuerung des Autofahrens halte ich dagegen nichts, da damit nur die Falschen getroffen werden. Viele Menschen sind schlichtweg gezwungen das Auto zu nutzen und das aus den vielfältigsten Gründen. Nehmen wir mal ein paar Beispiele:

  • Familie: krankes Kind (z.B. Autist), Vater Arbeiter, Mutter geringfügig beschäftigt. Mutter muss Kind mit Auto zur Schule fahren, weil alleine die Menge an Menschen für Autisten ein unerträglicher Zustand sein können. ÖPNV fällt also flach. Mutter ist aufgrund der Einschränkungen des Kindes nur auf geringfügige Beschäftigung beschränkt, was die finanziellen Möglichkeiten einschränkt. Das will man dann bestrafen?
  •  Arbeitnehmer*in: wohnt weiter weg von der Arbeitsstätte, da eine Wohnung in der Nähe unerschwinglich ist und am Wohnort ist der ÖPNV faktisch nicht vorhanden, nicht brauchbar oder der Weg zur Arbeit würde über eine Stunde einfach dauern, während die Fahrt mit dem Auto einfach, lediglich 20 Minuten braucht. Das will man bestrafen?
  • Selbständige Person mit hohem Einkommen: für diese ist das Auto ein Statussymbol und das Geld für höhere Fahrkosten ist da. Diese Person wird man mit höheren Kosten nicht zur Nutzung des ÖPNV zwingen können. Verteuerung also hier wirkungslos.


Außerdem muss mit der Mobilitätswende natürlich eine Antriebswende vollzogen werden, was Kriterien wie Hubraum, Leistung und Emission, wie sie beim Verbrenner gelten gar nicht mehr ansetzbar bzw. z.T. sogar obsolet sind.

Was die Automobilindustrie angeht, so müssen die wegfallenden Arbeitsplätze in die Bereiche der größer werdenden Bereiche der alternativen Antriebe der ÖPNV-Fahzeug-Hersteller überführt werden und das mit gut bezahlten und sicheren Bedingungen. Da gebe ich dem Text absolut Recht.

Was bei dem ganzen Thema aber immer vergessen wird ist bezahlbarer Wohnraum. Wer sich Wohnraum in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstätte leisten kann, der fährt entweder weniger, verzichtet gar ganz auf ein Auto oder, bei einer Familie, schafft das Zweitauto ab. Und das sogar völlig freiwillig. Ohne Verbote, oder ohne miese Verteuerungen.

Fazit: Wer für bezahlbaren Wohnraum sorgt, den ÖPNV ausbaut, billiger und attraktiver macht und die Antriebswende vorantreibt, der sorgt auch für eine gute Klimabilanz, mehr Wohlstand, weniger Autos durch freiwilligen Verzicht im Bereich des Verkehrs.